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Alterspolitik: Rolle von Partizipation und Steuerung in der Raumplanung

Eine umsichtige Raumplanung eröffnet viele Chancen, damit ältere Menschen ihrem Wunsch nachkommen können, solange wie möglich zuhause oder im Quartier bleiben zu können.

Die Fachzeitschrift für Raumentwicklung «collage» widmet dem Thema Raumplanung und Alter eine ganze Ausgabe. Wir haben einige Aussagen für Sie zusammengefasst (S. 7-9)

  • Hoher Flächenbedarf: Laut BFS zeigt sich, dass neun von zehn Personen im Alter von 65+ entweder in Ein- oder Zweipersonenhaushalten ohne Kinder leben. Diese Altersgruppe hat mit 58–90 m² pro Kopf den höchsten Wohnflächenbedarf.
  • Unpassender Wohnraum: Einige wären sogar gewillt, ihre Wohnsituation kurz vor oder nach dem Pensionierungsalter anzupassen. Demgegenüber steht aber ein unzureichendes Angebot an altersgerechtem und bezahlbarem Wohnraum oder einschränkende Vorschriften in Einfamilienhaus-Zonen.
  • Potenzial in der Steuerung und Vernetzung: das Angebot mittels Bevölkerungsentwicklung und Kartografie der Quartiere zu lenken und zu planen wäre ein Lösungsansatz. Zudem kann der fachübergreifende Austausch und die interdisziplinäre Zusammenarbeit durch die Gemeinde gezielt gefördert werden.

Eine weitere Handlungsempfehlung ist die Nutzung der Ortsplanungsrevisionen, um geeignete Standorte zu prüfen und festzulegen. Die Siedlungsentwicklung nach innen verpflichtet Gemeinden sowieso, sich innerhalb bestehender Bauzonen weiterzuentwickeln und vorhandenes Potenzial zu nutzen.

Pro Senectute und die Stadt Lausanne steuern gemeinsam
Ein Beispiel aus dem Kanton Waadt zeigt (S. 14), dass eine solche Lenkung von Bevölkerung wie Vermietern begrüsst wird. Pro Senectute und die Stadt Lausanne haben im Quartier Sous-Gare eine Befragung bei den Einwohnerinnen und Einwohnern durchgeführt und herausgefunden:

  • Mehr als die Hälfte (55 %) wäre bereit, ihre Wohnung altersgerecht zu renovieren
  • 40 % wären bereit, innerhalb des Viertels in eine geeignetere Wohnung umzuziehen

Das geplante Projekt in diesem Stadtteil setzt sich darum aus einem Neubau und dem Umbau bestehender Wohnungen zusammen und hat zum Ziel, dass die ältere Bevölkerung möglichst lange zuhause bleiben kann. Zudem wurden auch die Eigentümer und Hausverwaltungen sensibilisiert, um den Verbleib der Senior:innen in der Umgebung oder in der Wohnung zu fördern.

Zur Überraschung der Projektverantwortlichen wollen die meisten Hausverwaltungen die Kosten für den Umbau selbst finanzieren, ohne dass sich dies auf die Mietpreise auswirkt. Die übergreifende Zusammenarbeit scheint hier Früchte zu tragen.

Negative Altersbilder in der Raumplanung
Ein anderer wichtiger Aspekt der Raumplanung beleuchtet ein Blog-Artikel auf intergeneration.ch über die Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Die Resultate zeigen, dass ältere Menschen oft als homogene und fragile Gruppe wahrgenommen und dieses Altersbild unreflektiert in die Planung von Lebensräumen einfliesst.

Die Themen «Gleichgewichtsprobleme», «Gehschwierigkeiten» und «mangelnde soziale Begegnungen» werden mit älteren Menschen in Verbindung gebracht und fliessen so in die Konzepte ein. Altersgerecht bedeutet aber mehr als barrierefrei, Sitzbänke und Handläufe. Um die echten Bedürfnisse, Möglichkeiten und Ressourcen miteinzubeziehen empfehlen die Autor:innen, die ältere Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen und sich von diesen Stereotypen zu lösen.

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