Der neue Vorstand von GERONTOLOGIE CH stellt sich vor

Gleich drei neue Vorstandsmitglieder wurden an der Mitgliederversammlung vom 17. Mai 2024 gewählt und haben inzwischen ihre Tätigkeit aufgenommen. Eine gute Gelegenheit, Ihnen die aktuellen Mitglieder einzeln einmal vorzustellen. Wir haben sie gebeten, uns drei Fragen zu beantworten.

Ralph Bürge

Ralph Bürge

Dipl. Institutionsleiter von sozialmedizinischen Institutionen; Geschäftsführer der Stiftung Lindenhof und Dozent «Sozialraumorientiertes Wohnen» an der Careum

Drei Fragen an Ralph Bürge

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
Ich bin mit dem Ausbau der integrierten und sozialraumorientierten Versorgung beschäftigt. Das heisst, so lange wie möglich in den «eigenen vier Wänden» bleiben, oder in die WG (Pflegehotel). Die soziale Wahrnehmung und das entsprechende Handeln ist eine Bedingung, um diese zukünftigen «Wohnformen» zu entwickeln und umzusetzen. Das ist sehr spannend.

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH?
Die Vernetzung und Begleitung von Stakeholdern, die sich mit dem Thema «Alter» befassen. 

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren?
Die Digitalisierung wird den Wandel in der Bevölkerung noch mehr beschleunigen. Die damit verbundene Zuname von Ansprüchen und Bedürfnissen werden zur Herausforderung. Es ist umso wichtiger, die Stakeholder noch intensiver zu vernetzen, zu koordinieren und zu begleiten.

Hans Peter Graf

Hans Peter Graf

Vorstandsmitglied 65+

Dr sc. pol., im Unruhestand, Mitglied Stiftungsrat FAAG - Fondation pour la formation des aînées et des aînés de Genève, und (des Vorstands / von Kommissionen) mehrerer Genfer Altersorganisationen sowie der VASOS

Drei Fragen an Hans Peter Graf

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
Popularisierung differenzierter Information betreffend heutiges Altern in der Schweiz im Hinblick des Empowernents von uns Alternden, denn "Es ist nicht unerheblich, welche Bilder vom Alter wir haben. Altersbilder haben einen direkten Einfluss darauf, was jüngere Menschen vom Alter erwarten und was sich ältere Menschen selbst zutrauen.

Viele der gängigen Altersbilder entspringen negativen Annahmen. Sie gehen davon aus, dass Älterwerden einhergeht mit abnehmender körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und ein Leben in Abhängigkeit bedeutet. Dieses Bild ist so undifferenziert wie dasjenige der fitten Alten, das uns die Werbung gerne vorspiegelt.

«Ältere Menschen sind nicht einfach ein Kostenfaktor und auch nicht einfach ein lukratives Marktsegment. Ältere Menschen sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft. Sie prägen unsere Gesellschaft in vielfältiger Weise» - Bundesrat Alain Berset anlässlich der Nationalen Gesundheitskonferenz 2030, 17.02.2020 

Konkretes Beispiel

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH?
Ein bereicherndes Netzwerk und eine tolle Drehscheibe für Austausch und Innovation bezüglich Altern und Gerontologie für alle, die sich dafür engagieren.

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren?
Bekannter zum werden, einschließlich von Seiten der Alternden, die (allzu)oft nicht wissen dass sie altern, meist geringes Wissen betreffend Altern und ihre diesbezüglich Gestaltungsmöglichkeiten  haben, sowie dabei die (immer noch vorherrschende) defizitäre Sicht des Altern teilen. Kurz formuliert: Ageism überwinden!

Beatrix Horni

Beatrix Horni

Vizepräsidentin / Finanzverantwortliche

MSc ZFH, eidg. anerkannte Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Behandlung von älteren Menschen; Therapeutische Leiterin Ambulatorium und Tagesklinik für ältere Menschen der ipw Intergrierte Psychiatrie Winterthur - Zürcher Unterland

Drei Fragen an Beatrix Horni

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
Hauptsächlich bin ich mit der psychischen Gesundheit älterer Menschen und ihrer Angehörigen befasst. Dabei arbeite ich aktiv daran, ein differenziertes Altersbild zu propagieren - bei den Fachpersonen, den Angehörigen und bei den älteren Menschen selbst.

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH? 
Wir verbinden Fachpersonen, die mit älteren Menschen oder für ältere Menschen arbeiten über alle Berufsgruppen hinweg, sowohl aus Sicht der Forschung wie auch aus der Praxis.

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren? 
Die grösste Herausforderung liegt darin, genügend Ressourcen (Finanzen, aber auch Know How bei Angestellten, Projektleitenden und Freiwilligen) aufrechtzuerhalten. Die Organisation hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt und schrittweise professionalisiert. Nun wünsche ich mir eine gewisse Konsolidierung. Dabei ist eine enge Verbindung und transparente Kommunikation von den Mitgliedern zum Vorstand und zur Geschäftsstelle in alle Richtungen essentiell.

Christina Röcke

Christina Röcke

Dr. phil., Lebensspannenpsychologin mit Schwerpunkt Erwachsenenalter und Alter; Ko-Direktorin des UZH Healthy Longevity Centers und wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich

Drei Fragen an Christina Röcke

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
In meiner Forschung untersuche ich das subjektive Wohlbefinden, wie z. B. Lebenszufriedenheit und Emotionen, im Erwachsenenalter und Alter. Hier interessieren mich vor allem Prozesse, die im Alltag und innerhalb von einzelnen Personen beobachtbar sind. Dazu schauen wir uns an, welchen Zusammenhang Alltagsaktivitäten (auf z. B. sozialer, körperlicher und kognitiver Ebene) und Mobilität mit momentaner oder täglicher Gesundheit, kognitiver Leistung und Wohlbefinden zeigen – und wie sich Menschen in diesen Zusammenhangsmustern unterscheiden.

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH?
Eine vielfältige Gemeinschaft von im Altersbereich tätigen Menschen, die sich in Forschung und Praxis und Gesellschaft stark macht für Sichtbarkeit von und Kommunikation und Forschung zu ganz unterschiedlichen Themen und Facetten des Alters. Es ist aus meiner Sicht zentral, dass hier Menschen unterschiedlichster fachlicher Hintergründe und Tätigkeiten gemeinsam Konzepte und Lösungsansätze diskutieren und schaffen, die möglichst allen Menschen in der Schweiz ein gutes Alter(n) ermöglichen.

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren?
Alter(n) als Prozess war schon immer vielfältig. Eine steigende Lebenserwartung und wachsende Population von Menschen jenseits der typischen Pensionsgrenzen weckt oftmals defizitorientierte Szenarien. Es bleibt eine Herausforderung, gesellschaftliche wie auch individuelle Altersbilder in allen Altersgruppen so zu schärfen, dass die tatsächlich vorhandene Vielfalt sowohl innerhalb als auch zwischen Personen ausreichend anerkannt und in der Praxis einbezogen wird. GERONTOLOGIE CH als Fachgesellschaft kann hier im Rahmen der breiten Palette an Arbeitsfeldern einen zentralen Beitrag leisten. Ich freue mich darauf, zu diesem Ziel im Rahmen des Vorstands mit einen Beitrag zu leisten.

Delphine Roulet Schwab

Delphine Roulet Schwab

Präsidentin

Dr. phil., Psychologin mit Spezialisierung in Gerontologie, Ordentliche Professorin FH; Institut et Haute Ecole de la Santé La Source – HES-SO – Lausanne

Drei Fragen an Delphine Roulet Schwab

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
Ich engagiere mich durch verschiedene Aspekte meiner täglichen Arbeit für die Lebensqualität älterer Menschen. Zunächst führe ich im Rahmen meiner Funktion als Professorin an der Hochschule für Gesundheit La Source (HES-SO) und Co-Leiterin des senior-lab angewandte Forschungsprojekte durch und lehre zu Themen, die direkt zur Lebensqualität der SeniorInnen beitragen, wie beispielsweise Gewalt bei älteren Paaren, häusliche Gewalt, Altersdiskriminierung, ethische Aspekte im Zusammenhang mit der Technologienutzung etc. Auch durch mein langjähriges Engagement in Vereinen als Präsidentin von GERONTOLOGIE CH, von alter ego und des Nationalen Kompetenzzentrums Alter ohne Gewalt setze ich mich täglich dafür ein, eine realistische Sicht des Alterns zu fördern, den Transfer zwischen Theorie und Praxis zu unterstützen, die Verbindungen zwischen Fachpersonen und Organisationen zu stärken und jegliche Form der Diskriminierung und Gewalt gegen ältere Menschen zu verhindern.

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH?
GERONTOLOGIE CH ist eine dynamische Organisation, die sich selbst in Frage gestellt und an ihrer strategischen Ausrichtung und ihrer Positionierung gearbeitet hat. Ich finde, dass sie angesichts der vielen Fragen und Herausforderungen, die sich aus der Alterung der Bevölkerung ergeben, über grosses Potenzial verfügt. Es besteht ein echter Bedarf, aus dem Silodenken und -verhalten herauszukommen, bei dem sich jede Fachperson, Organisation oder staatliche Einheit um ihr Thema oder Gebiet kümmert, ohne dies unbedingt in eine umfassendere und sektorübergreifende Vision einzubetten. Aufgrund ihrer «Meta»-Warte und neutralen Positionierung kann GERONTOLOGIE CH eine Brücken- oder Drehscheibenfunktion übernehmen, um den Blick auf das Alter(n) zu verändern und die Zusammenarbeit und Vernetzung zu fördern.

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren?
Für mich liegen die grössten Herausforderungen für unsere Organisation darin, weiter zu wachsen und dabei ihre Identität und Agilität zu bewahren. Es gilt, Lücken im System zu identifizieren, sowohl in Bezug auf die Themen als auch auf die Zusammenarbeit, und zu versuchen, diese zu schliessen, indem Aktivitäten und Dienstleistungen angeboten werden, welche die der anderen Akteure im betreffenden Bereich ergänzen. Ein gutes Bespiel dafür ist die Schaffung unserer Fachstelle altersfreundliche Gemeinde, die eine wertvolle Ergänzung zu den verschiedenen Initiativen und Projekten darstellt, die bereits vor Ort durchgeführt werden. So ermöglicht GERONOLOGIE CH die nationale Vernetzung von Fachpersonen und regionalen Akteuren, die sich für ein Thema engagieren – manchmal ohne Kenntnis davon, was andere tun. Durch die Vermittlung und Bekanntmachung von Praxisprojekten und Forschungsarbeiten in unserem Land trägt GERONTOLOGIE CH aktiv dazu bei, günstige Bedingungen für die Lebensqualität älterer Menschen zu gewährleisten.

Alexander Seifert

Alexander Seifert

Dr. phil., Sozialarbeiter und Soziologe mit Schwerpunkt auf Alterssoziologie; wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

Drei Fragen an Alexander Seifert

Mit welchen Aspekten der Lebensqualität älterer Menschen befasst du dich aktuell in deinem (Arbeits)alltag?
Bereits seit Längerem beschäftige ich mich intensiv mit der Lebensqualität älterer Menschen. Besonders interessieren mich die Auswirkungen von Technologie, Wohnbedingungen, nachbarschaftlichen Beziehungen, familiären Strukturen, generationenübergreifender Bildung und möglichen Beeinträchtigungen auf das Leben im Alter. Mein Ziel ist es, vor allem herauszufinden, wie diese Aspekte das Wohlbefinden älterer Menschen fördern oder einschränken und wie sie letztlich verbessert werden können.

Was charakterisiert für dich GERONTOLOGIE CH?
Für mich ist GERONTOLOGIE CH das zentrale Netzwerk, welches Fachkräfte aus Praxis, Forschung und Gesellschaft vereint und den Austausch fördert. Es ist ein Ort, an dem Wissen, Ideen und Innovationen zum Thema «Lebensqualität im Alter» gesammelt, entwickelt und weitergedacht werden.

Wo siehst du die grösste Herausforderung, wo das grösste Entwicklungspotenzial für unsere Organisation in den nächsten Jahren?
Für ältere Menschen – und mithin auch für GERONTOLOGIE CH als Fachorganisation – werden sich in Zukunft sicherlich vielfältige Herausforderungen und Entwicklungspotenziale auf gesellschaftlicher wie auf individueller Ebene ergeben. Dabei gilt es, die Vielfalt an Lebenssituationen, Lebensstilen und Lebensvorstellungen der heutigen und zukünftigen älteren Generationen zu berücksichtigen. Dies kann nur gelingen – und hier heisst es weiter auszubauen – wenn Forschung und Praxis im Einklang stehen. Denn nur eine Praxis, die neue Forschungsergebnisse umsetzt, und eine Forschung, die den praktischen Bedürfnissen Gehör schenkt, können gemeinsam Innovationen im Altersbereich entwickeln und vorantreiben.

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